Das Sami Easter Festival - Kommen, staunen, feiern!

Das Sami Easterfestival in Kautokeino ist eine bunte Mischung aus samischer Tradition und Moderne. Über eine Woche steht Kautokeino Kopf. International bekannte Künstler und lokale Bands geben Konzerte. Es gibt Open-Air-Kino, Theatervorführungen und Joik-Workshops. Den musikalischen Höhepunkt bildet der Sami Grand Prix, eine Art Eurovision Song Kontest ausschließlich in samischer Sprache. Tagsüber gibt es zahlreiche Outdooraktivitäten wie ein Schneemobil Rennen, Lassoweitwurf, Eisangelwettkämpfe und die Weltmeisterschaft im Rentierrennen. Ganz Kautokeino ist auf den Beinen! Das Veranstaltungsplakat liest sich wie das "Who is who" des Sami-Rock. Wir freuen uns schon auf Mari Boine, Wimme, Sančuari und den Sámi Grand Prix.

Hier noch ein paar Infos zu den Veranstaltungsorten:

Veranstaltungsplakat

Bakteharji Idrettshall

Dies ist die Mehrzweckhalle der Stadt Kautokeino. Sie ist die größte Veranstaltungshalle. Hier findet auch der Sámi Grand Prix statt.

Juhls' Silver Gallery

Eigentlich ist Juhls' Silvergallery eine Silberschmiede. Doch das würde die Location nicht treffend beschreiben. Juhls' Silvergallery ist auch ein Ort kultureller Begegnungen. Im Rahmen des Sami Easterfestival finden im Ausstellungsraum der Familie Juhls kleine aber feine Konzerte statt.

Thon Hotel Kautokeino

Thonhotel in Kautokeino

Im Thonhotel befindet sich das Organisationsbüro des Sami-Easter-Festivals. Hier findet auch der Kartenvorverkauf statt. Das Hotel selbst hat einen kleinen Saal für die so genannten "Akkustik-Konzerte". Vor dem Hotel ist noch die Eisprojektionsfläche des Sami-Filmfestivals zu sehen.
Ticketoffice und Veranstaltungsort.
Thon Hotel Kautokeino
Biedjovággeluodda 2
9520 Kautokeino
Tel: +47 78 48 70 00

Der 1959 im nordwest-finnischen Kelottjärvi geborene Wimme zählt zu den modernen, wenn nicht sogar modernsten Joikern. Er kombiniert die archaische Form des samischen Solo-Gesangs mit modernen Einflüssen. Mal setzt er schwebende Keyboards und an Ambient erinnernde Drum-Loops ein, mal verwendet er an Natursounds erinnernde Samples, die nach knirschendem Eis, Tierstimmen und Motorboot-Geräuschen klingen. Wimme war für uns die Entdeckung des Abends. Es machte so viel Spaß, ihm zuzusehen und zuzuhören. Da fiel es gar nicht weiter auf, dass wir eigentlich kein Wort verstanden!

Wimme Saari

Sein Markenzeichen - ein Ohr verschließen ...

... und dann locker losjoiken! Super!

Tapani Rinne

Juuso Hannukainen

Matti Wallenius

... super Stimmung auf. Vor der Bühne wagt man auch schon mal ein Tänzchen!

Das Publikum macht sofort mit und es kommt...

Unser CD-Tipp:

Wimme – Mun

Rockadillo Records ZENCD 2131 / Westpark Music 87185
(2009 / 2010)
Mun ("Me") is Wimme's return to his roots and to the acoustic soundscape. Wimme’s deeply emotional vocals are the center around which the music floats. Tapani Rinne (clarinets) and Juuso Hannukainen (percussion), two main musicians from the Finnish experimental band RinneRadio, and Matti Wallenius on acoustic string instruments, give shape and depth to Wimme’s joik, creating an eerie, spiritual and atmospheric effect. Sequencers and synthesizers are gone, and the new band is acoustic and close to the roots in a contemporary way, with RinneRadio’s sound guru Tuomas Norvio adding some tasteful electronics into the mix.
 

Globalsounds schreibt:

Wimme hat für sich die Erdung des Joiks neu entdeckt, und ein Album voller Überraschungen und abenteuerlichen Stimmungen produziert.
Wir haben es auf dem  Festival gekauft und können es nur weiterempfehlen!

Hier der Link zur ofiziellen Wimme Website:

http://www.rockadillo.fi/wimme/index.htm

Mari Boine war für uns der erste Kontakt mit Samimusik und -kultur. Wir erlebten Sie vor Jahren bereits zusammen mit dem norwegischen Saxophonkünstler Jan Garbarek bei einem Konzert in Nürnberg. Ihre auf der traditionellen samischen Volksmusik aufbauenden Lieder  verbindet sie stets auch mit Elementen zeitgenössischer Musik, wobei das Spektrum im Laufe ihrer 25jährigen Karriere von Pop und Rock über Jazz und Weltmusik bis hin zu elektronischer Musik reicht. Obwohl Mari Boine als wichtigste Vertreterin der samischen Kultur gilt, hat ihre Musik nur relativ wenig mit der samischen Gesangstradition des Joik zu tun. Mari Boine interpretiert keine überlieferten Joiks, sondern überwiegend selbst geschriebene, moderne Lieder in samischer Sprache, die meist eine sphärisch-mystische Stimmung verbreiten. Die kehligen, lautmalerischen oft textlosen Joiks, die traditionell unbegleitet gesungen werden, sind in ihren Einspielungen kaum zu hören. Mari Boine: Eine tolle Frau mit hoher Bühnenpräsenz!

Mari Boine in ihrem Konzert am 2. April 2010 in der Bakhteharji Idrettshall in Kautokeino

Mari Boine

... mit traditioneller Schamanentrommel

... in tranceähnlichen Bewegungen

... begleitet von hervorragenden Musikern (Ole Jørn Myklebust)

Name ist uns leider nicht geläufig. Der Künstler stammt evtl. aus Kautokeino?

Unser CD Tipp:

Mari Boine: Cuovgga Airras (Sterna Paradisea)

(2009, Emarcy /Universal 06025 2714543 )

Mari Boine als die bekannteste samische Sängerin ist Kult. Sie hat schon so viele CDs veröffentlicht, dass es ihr schwer fällt, den Hörer noch zu überraschen; vermutlich will sie das auch überhaupt nicht. Doch ihr Album »STERNA PARADISEA« – zu deutsch »Küstenseeschwalbe« – enthält gleich mehrere Überraschungen: Zum einen ist es Ole Jørn Myklebust, der der Musik mit nebelverhangenen Trompeten-Sounds einen neuen Drall gibt. Zum anderen – und diese Wendung ist für die Nordnorwegerin noch ungewöhnlicher – setzt sie bei zwei Songs auf die Kraft afrikanischer Gesänge und Township Jive-Rhythmen. Zusammen mit der südafrikanischen Sängerin Lathozi Mpahleni Manquin Madosini oder dem zwölfköpfigen A-cappella-Chor Abaqondisi Brothers ist die Samin ihrer eigentlichen geographischen Heimat so fern wie noch nie zuvor. Doch der Spagat gelingt ihr, das Resultat klingt kein bisschen verkrampft oder nicht zusammen gehörig. Geerdet bleibt die fast 53jährige Sängerin jedoch stets in der nordischen Natur: »Die Natur ist mein Gott, mein Leitstern, mein Korrektiv. Ohne Verbindung zur Natur wäre ich verloren«. Das bleibt wie ein roter Faden hörbar, den teils zahlreichen elektronischen Verfremdungen und stilistischen Fremdgängen zum Trotz.

Quelle: www.nordische-musik.de/2-Mari-Boine.html

Weltmeisterschaft im Rentierrennen

Nach dem Kauto-Cross vom Vortag erwarten wir mit Spannung das nächste Highlight des Sami Easterfestivals. Jedes Jahr werden zur Osterzeit die Weltmeisterschaften im Rentierrennen ausgetragen. Es reisen Teams aus ganz Skandinavien an. Entgegen unseren Vorstellungen, ziehen die Rentiere keinen Schlitten hinter sich her. Der moderne Wettbewerb sieht so aus, dass die Rentiere auf einem ein km langen Rundkurs Jockeys auf Langlaufskiern hinter sich herziehen. Die Rentiere werden speziell ausgewählt und für die Wettbewerbe trainiert. Es sind also "Renntiere"!

Auf zum Endspurt! Naste Choivvat (Rentier) hat die Nase vorn!

Besonders spannend ist der Start. Die Rentiere werden in eine Starterbox gesteckt, wie man sie auch von Windhundrennen kennt. Die Jockeys stehen daneben. Gehen die Türen auf, beginnt das Rennen. Die Jockeys sind mit einer Handleine mit ihren Tieren verbunden. Sie müssen auf ihren schmalen Schiern die Balance halten und die Tiere auch noch anfeuern. Gar nicht so einfach.

Die ersten Sekunden des Starts sind entscheidend

Das Rennen hat Fahrt aufgenommen

Der Parcours ist mit einem Drahtzaun umgeben. Den Tieren bleibt also nichts übrig, als die Flucht nach vorne anzutreten. Ist das Ziel erreicht, löst der Jockey die Leine und die Tiere werden in der umzäunten Auslaufzone wieder eingesammelt.

Von der hölzernen Zuschauertribüne lässt sich alles bequem verfolgen

Der Weltrekord liegt gegenwärtig bei 1,157 Minuten für 1000 m. Heute wurde eine Siegerzeit von 1,160 ermittelt. Aslak Henrik Bals ist der glückliche Gewinner. Naste Choivvat heißt das Rentier. Herzlichen Glückwunsch!

Nach dem Rennen muss jeder Jockey auf die Waage

Die gemessene Siegerzeit

Das Rentierrennen wird noch durch einen Lassoweitwurfwettbewerb und ein abschließendes Rennen mit dem Holzschlitten abgerundet. Ab Mittag bis zum frühen Abend ist auf dem Gelände etwas los.

Klassische Siegerpose!

Rentierrennen gibt es nicht nur in Kautokeino. Auch am Inarisee werden Rennen ausgetragen. Ein echter Leistungssport!

Kautocross - Schneemobilrennen in Kautokeino

In europäischen Städten gibt es Straßenkarten für Autos. In Kautokeino gibt es ein dichtes Netz von Scooter-Trails. In Mitteleuropa stehen Mofas, Mopeds und Motorrädern bei der Jugend hoch im Kurs. Hier in der Finnmarksvidda, wo der Winter bis zu 8 Monate andauern kann, flitzt bereits die Dorfjugend mit dem Snowscooter übers Eis. Die Sami wachsen von Kindheit an mit dem Schneemobil auf. Kein Wunder also, dass man an Stelle von Motor-Cross-Rennen in Kautokeino ein Snowscooter-Cross-Rennen veranstaltet! Gestartet wird in verschiedenen Kategorien nach Altersklassen und Geschlecht. Die Kinder gehen zunächst an den Start, gefolgt von den Frauen (ganze vier Damen). Dann kommen die "jungen Wilden" dran und den Abschluss bilden die "Halbprofis" aus der Erwachsenenklasse.

Wer hat den Start am besten gemeistert?

Schneemobilrennen - ein wilder Ritt für sattelfeste Männer und Frauen

Das Wetter spielt leider nicht ganz so mit. Der Schnee ist weich und an einigen Passagen wühlen die Rennmaschinen den braunen Untergrund auf. Die Zuschauer scheint das weniger zu stören. Auch Lärm und Abgase schrecken sie nicht ab. Gespannt verfolgen sie das Rennspektakel.

Diei wilde Dorfjugend zeigt sich angriffslustig

Das Rennen geht über mehrere Runden. Wie es sich für eine Crossstrecke gehört, wechseln sich Kurven, Speedstrecken und Buckelpisten ab. Der eine oder andere Sturz kommt auch vor. Doch selbst die Amazonen bleiben davon unbeeindruckt und setzen die Fahrt trotz Blessuren wieder fort.

Dame mit Startflaggen

An der Kleidung der Offiziellen sieht man einmal mehr: Tradition und Moderne sind in Kautokeino kein Widerspruch!

Irokesen gibt es auch in der Finnmark!

Für solche Sprünge braucht es ein paar PS

Der Parcours hat auch etliche Sprünge vorgesehen

Voll Speed auf gerader Strecke                                                                     200mm  1/40s 1:22

Nachdem wir wenige Tage vorher erstmals selbst auf einem Schneemobil saßen und sich dieses Geschoss als wenig wendig erwiesen hatte, bewundern wir die Fahrkünste, Kurvenmanöver und Sprünge schon sehr. Snowscootercrossfahren ist ein Sport, der eine gute Körperbeherrschung, Kraft und Ausdauer verlangt. Die PS-Stärke der Maschinen führt gewiss nicht allein zum Sieg.

Hinter jedem Motorrennsport steckt natürlich auch eine gewisse Materialschlacht. Neben dem Renngelände befand sich das Fahrerlager mit Werkstattzelt. Vor und zwischen den Rennen wurde dort fleißig getunt und geschraubt.

Sámi Grand Prix

Als kultureller Höhepunkt des Osterfestes gilt der "Sami-Grand-Prix". Die große Veranstaltungshalle am Ortsrand von Kautokeino ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Auf den Rängen bietet sich ein buntes Bild. Videokameras sind auf die Bühne gerichtet. In einer Kabine, abgeschirmt vom Publikum, hat sich die Jury eingefunden. Es ist keine klassische Musikveranstaltung, sondern der musikalische Wettstreit der Samen, sozusagen der Schlager-Grand-Prix Lapplands. Männer und Frauen aus Karasjok, Kautokeino, Máze oder anderen Teilen Skandinaviens tragen ihre persönlichen Joiks vor und singen ihre selbst komponierten Lieder auf samisch. Die Ur-Samische "Volksmusik" besingt seit Jahrtausenden Plätze, Personen, Tiere oder Landschaften. Das "Joiken" wurde von den Rentiersamen auch in einer Zeit gepflegt, als es offiziell verboten war, und jedes Neugeborene bekommt heute noch einen persönlichen Joik mit in die Wiege gelegt. Herausragende Ethnomusiker und Grand-Prix-Gewinner wie die Norweger Nils Aslak Valkespää und Marie Boine, der finnische Sänger Wimme Saari und Yana Sundgren aus Schweden sind heute weit über die Grenzen Lapplands bekannt. Am Samstag, 3. April 2010, ist es dann wieder so weit: die Bakteharji Idrettshall in Kautokeino ist bis auf den letzten Platz belegt. Die Show kann beginnen!

Beim Jubiläumsgrandprix 2010 treten Sieger und Teilnehmer der vergangenen Jahrzehnte in einem Medley gemeinsam auf

Der Sami Grand Prix feiert 20-jähriges Jubiläum! Aus diesem Anlass kommen auch Interpreten der letzten Jahre und Jahrzehnte nochmals auf die Bühne. Stolz präsentieren Sie die Joiks und Gesänge in einem bunten Liedermix. Durch den Abend führen zwei Sami aus Kautokeino. Sie moderiert ausschließlich in Sami-Sprache, er gibt Erklärungen auch in Englisch, sodass auch "Auswärtige" der Veranstaltung ganz gut folgen können. Der Sami Grandprix hat zwei Teile. Einen Joik-Wettbewerb und einen Gesangswettbewerb. Beim Joikwettbewerb findet keine musikalische Unterstützung statt. Beim Gesangswettbewerb wird gerockt, gejazzt, gesteppt und gerappt. Showeffekte und Musikbegleitung sind ausdrücklich erlaubt. Nur die Sprache ist vorgegeben: Sami! Das Publikum stimmt übrigens hochmodern über Mobiltelefon ab. Alles wie beim "echten" Grand Prix d'Eurovision de la chanson!

Die Moderatoren führen unterhaltsam-informativ durch das Programm

Chin Chin - darf es etwas schrill sein?

Marit Kristine und Kristine Sara

Mit ihrem schrillen Outfit, den Tanzeinlagen und dem fetzigen "Beassášboogie" erzielten die drei Damen von Chin-Chin den 3. Platz.

Sven Henriksen versuchte es eher mit einem dramatisch-theatralischen Auftritt.

Sven Henriksen - ein Exzentriker

Ganz anders wiederum Marit Kristine und Kristine Sara, die sich beim Joiken voll ins Zeug legten und den 2. Platz erreichten.

Pia-Maria Holmgren - The winner of Sami Grand Prix 2010
beim Gesangswettbewerb.

John Mathis A. Utsi

Beim Joik-Wettbewerb konnte sich der Vorjahressieger, John Mathis A. Utsi mit seinem Joik namens "Rástos Jovnna" erneut gegen neun weitere Teilnehmer/innen behaupten. Ein toller Erfolg!

Die Grand Dame des Songkontests war allerdings Pia-Maria Holmgren. Die Schwedin samischer Herkunft gewann mit dem Lied "Geaidnu".