Die Lofoten im Winter - Norwegen |
||
Sakrisøy - Reine - Nusfjord - Svolvær - Magic Ice - Mortsund - Rorbu-Hütten - Wikingermuseum |
Lofoten
Die Inselgruppe der Lofoten hat eine Ausdehnung von 190 km. Die Südwestspitze (Røst) liegt etwa 100 km vom Festland entfernt. Im Nordosten sind es nur ein paar Kilometer zu den Vesterålen, die über Brücken mit dem Festland verbunden sind. Der Vestfjord trennt die Lofoten vom Festland. Die Lofoten-Küste zum Vestfjord hin wird als „Innenseite“, die Küste zum offenen Nordmeer hin als „Außenseite“ bezeichnet. Die Hauptinseln der Lofoten sind: Moskenesøy, Flakstadøy, Gimsøy, Vestvågøy, Austvågøy sowie die Südspitze von Hinnøya. Sie sind untereinander durch Tunnels und Brücken verbunden, was den Eindruck erweckt, dass man sich auf einer einzigen, langgezogenen Insel befindet. Dennoch sollte man die Distanzen nicht unterschätzen. Reisen auf den Lofoten braucht Zeit. Die Lofoten liegen auf dem gleichen Breitengrad wie Nordsibirien oder Grönland, verfügen aber wegen des Golfstroms über ein mildes Klima. Die Durchschnittstemperatur im Juli beträgt 12°C, jedoch kann das Thermometer am Tag über 20°C steigen. Im Winter liegt die Durchschnittstemperatur bei -1°C und ist daher rund 20°C "wärmer" als auf dem Festland!
Das kleine Fischerdorf Sakrisøy liegt auf der kleinen gleichnamigen Insel vor der Ortschaft Reine auf der Insel Moskenesøy. Hier hat man 13 Rorbuer, die typischen Fischerhütten der Region, als Unterkünfte für Touristen hergerichtet. Der Ausdruck „Rorbu“ setzt sich aus den norwegischen Begriffen ro (rudern) und bu (leben) zusammen. Die Hütten wurden auf Holzpfählen direkt in den Fjord gebaut. Die Boote konnte man praktischerweise direkt unter den Hütten sicher aufbewahren. Wer sich in eine Rorbu einquartiert, hat nicht nur ein Dach über dem Kopf. Das Glucksen des Meeres, den Blick auf den Fjord und das herrliche Bergpanorama gibt es gratis dazu!
Sakrisøy mit seinen gelben Rorbuer und den Gipfeln Reinebriggen und Navaren
Reine mit herrlichen Bergpanorama und Blick auf den Rostadtindan (767m)
"Still"-Leben am Reinefjord
Reine ist das Verwaltungszentrum der Moskenes-Gemeinde. Hier wohnen knapp 1200 Einwohner. Bekannt ist die Gegend unter anderem wegen des Moskstraumen, einer der stärksten und vielleicht gefährlichsten Meeresströmungen der Welt. Davon bekommt man allerdings, wenn man das idyllisch am Reinefjord gelegene Fischerstädtchen besucht, nichts mit. Vielmehr begeistert auch hier die faszinierende Bergwelt in unmittelbarer Nähe zum Meer.
Auch Reine lebt von der Fischindustrie. Es gibt eine Fischfabrik und reichlich Trockengestelle. Näheres über den Fischfang auf den Lofoten berichten wir auf Seite 5. In Reine gibt es ein paar Geschäfte und Galerien. Wer allerdings das Glück hat, die Lofoten bei so wunderbarem Wetter erleben zu dürfen, der überlegt sich schon zweimal, ob er "Shoppen" geht oder lieber die Umgebung erkundet.
Fischernetz im Schnee
Wir konnten uns an den Farbkombinationen im frisch gefallenen Schnee nicht satt sehen. Die Lofoten haben im Winter einen besonderen Reiz!
Nusfjord ist eine Art Museumsdorf. Hier kann man eine typische Siedlung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts besuchen. Nusfjord ist von Bränden und moderner Architektur verschont geblieben und konnte seinen einzigartigen Charakter dadurch bewahren. Der Ort lebt heute vom und für den Tourismus. 1975, im Europäischen Jahr für Denkmalschutz, wurde Nusfjord von der Unesco unter Schutz gestellt. Immer wenn wir auf die Lofoten reisen, machen wir einen Abstecher hierher. Man meint, die Zeit wäre stehen geblieben. Vor nicht allzu langer Zeit haben Archäologen hier Hinweise auf die ersten „professionellen“ Fischer des Nordlands entdeckt. Bei Ausgrabungen stießen sie auf Spuren menschlicher Besiedlung aus dem fünften Jahrhundert.
Nusfjord
Svolvær, die heimliche Hauptstadt der Lofoten, ist das Verwaltungszentrum von Vågan und der zentrale Verkehrsknotenpunkt für die gesamte Region. Hier treffen die Menschen auf dem Land-, dem See- und dem Luftweg ein. Außerdem ist Svolvær einer der wichtigsten Werfthäfen Nordnorwegens. 1996 erhielt der Ort mit seinen ca. 4300 Einwohnern Stadtrechte. Von Svolvær aus kann man viele Touren und Ausflüge buchen oder unternehmen. Es gibt eine Touristinfo, die auch in den Wintermonaten geöffnet hat. Geschäfte, Cafés und Restaurants sind hier keine Mangelware. Und mit "Magic Ice", gleich neben dem Hurtigrutenkai am Hafen, gibt es seit einigen Jahren eine weitere Attraktion.
Svolvær ist eine Mischung aus Dorf und Stadt - hier der Blick auf Kirche und
Holzhäuser...
... dort eine Schiffanlegestelle...
◄ Bitte den horizontalen Balken verschieben ►
... und unweit davon die moderne "Skyline" von Svolvær aus Glas und Stahl!
Seit 2004 haben die Lofoten und ihre "Inselhauptstadt" Svolvær eine weitere Attraktion. Magic Ice, eine Galerie mit Bar, in der es ausschließlich um Eis geht! Ausgestattet mit wärmender Kleidung, Mütze und Handschuh betreten wir die auf -6° C temperierte Halle. Auf 500 m2 Fläche erwarten uns kunstvoll beleuchtete Skulpturen und Installationen aus kristallklarem Eis. Das Eis wird in wechselnden Farben beleuchtet. Sphärische Klänge und Textpassagen unterstreichen die Installationen. In zahlreichen Skulpturen und szenischen Darstellungen werden die die Besonderheiten der Natur, der Geschichte und des Fischeralltags des Inselarchipels präsentiert. An der Eisbar wird Hochprozentiges in Gläsern aus Eis serviert. Wenn die Tagesgäste sich in ihre Unterkünfte zurückziehen, beginnt das Nachtleben in Magic Ice. Die von sieben Künstlern geschaffene "Kunst unter dem Gefrierpunkt" bereichert die ohnehin große Auswahl an Galerien und Kunst auf den Lofoten.
Das Alltagesleben der Fischer - Eisskulpturen in wechselnder Beleuchtung
In der Eisbar gibt es garantiert "coole" Drinks. Lediglich der Preis ist "heiß"!
Mortsund ist zunächst ein ganz gewöhnliches Fischerdorf. Es gibt eine Lebertranfabrik mit kleinem Hafen und ein paar Trockengestellen und eine kleine Lachszuchtstation. Der Ort liegt idyllisch am Ausgang des Buksnesfjord, umrahmt von typisch schroffen Bergen. Leknes und Ballstad sind die nächsten größeren Ortschaften, denn Geschäfte gibt es hier keine. Auf der Suche nach einer Rorbu-Hütte für unsere geplante Winterreise waren wir bereits im Herbst 2008 nach Mortsund gekommen. Und wir hatten uns sofort in Rorbu Nummer 21 verliebt. Ottar Statles, Chef der gleichnamigen Lebertranfabrik und des Rorbusenters, hatte uns im Herbst die Hütten gezeigt. Von Anfang an konnten wir uns von der Aussicht, die sich in Hütte Nr. 21 auf Fjord, Schären und Berge bot, nicht mehr trennen...
Statles Rorbusenter in Mortsund - traumhafte Lage am Buksnesfjord
Und so kam es, wie es kommen musste! Nach einiger Mailkorrespondez mit Brigitte Gerspach vom Management hatten wir die Reservierung in der Tasche. Obwohl das Haus eigentlich für 6 Personen ausgelegt war, konnten wir uns für kein anderes Quartier erwärmen. Und wir bereuten unsere Entscheidung keine Sekunde!
"Unsere"
Rorbu Nr. 21
Wohnzimmer mit Panoramafenster und Bullerofen
Gemütliche Sitzgruppe vor dem Panoramafenster im Wohnzimmer
Das Haus ist vollständig in den Fjord gebaut. Über einen Holzsteg gelangt man zum Eingang.
Die Inneneinrichtung ist "typisch norwegisch", aus hellem Holz. Der Wohnraum besteht aus Küche, Essplatz und Wohnzimmer. Von allen Fenstern eröffnen sich Traumblicke auf Wasser und Berge.
Monika in ihrem Element?
Wir hatte uns schon auf schlechtes Wetter und Sturm eingestellt. Vor unserem geistigen Auge peitschte die Gischt bis ans Fenster und wir saßen mit einem guten Buch vor dem Bullerofen. Tja - schlechtes Wetter haben wir offenbar nur, wenn wir mit dem Zelt unterwegs sind ;-) Wir genossen dennoch alle Annehmlichkeiten dieser Hütte. Natürlich konnten wir auch die eine oder andere Leckerei in der voll ausgestatteten Küche zubereiten!
Frittierte
Dorschzungen
Zum Beispiel bereiteten wir die hier als Spezialität gepriesenen Dorschzungen zu. Dazu kauften wir fangfrische Dorschzungen direkt aus der Fabrik in Ballstad. Der Fischer gab uns auch gleich Zubereitungstipps, die gar nicht schwer waren. Einfach in Mehl wenden, etwas würzen und dann in Butter herausbraten. Dazu Kartoffeln und Gemüse. Lecker!
Festliches Menü in unserem Holzhaus
Wer nach so einem leckeren Essen und einem Gläschen Wein noch bereit und in der Lage ist, sich in warme Kleidung einzupacken und nach Draußen zu gehen, der wird belohnt mit einer Stimmung, die mit Worten nicht zu beschreiben ist.
Mortsund und Statles Rorbusenter bei Nacht. Bei uns brennt noch Licht!
Das "Lofotr" Wikinger Museum ist die Rekonstruktion eines 83 Meter langen Häuptlingssitzes, der etwa um 500 nach Christus in der Nähe von Borg auf den Lofoten errichtet wurde. 500 Jahre war das Anwesen bewohnt. Man kennt allerdings nur den letzten Wikingerhäuptling, der Olaf mit den doppelten Augenbrauen genannt wurde. Von ihm weiß man, dass er wegen Streitigkeiten mit dem König nach Island auswandern musste.
Wie ein umgekehrtes Wikingerschiff liegt das Langhaus auf dem Hügel, eingepasst
in die Landschaft bei Borg
Der Platz hier wurde seit alters her als Opferstätte genutzt. Archäologen fanden neben dem Sensationsfund, dem größten Langhaus aus der Wikingerzeit überhaupt, weitere interessante Funde, Opfer- und Feuerstellen. 1994 wurde die Rekonstruktion des Langhauses eröffnet. Alle Bauteile wurden in Material und Technik der Wikingerzeit nachempfunden. Selbst das Innere wurde so originalgetreu wie möglich nachgebaut. Elektrisches Licht gibt es nicht! In den Sommermonaten kann man neben dem Langhaus auch eine Dauerausstellung sowie Ausgrabungen auf dem Freigelände bewundern oder mit einem Wikingerschiff auf dem nahe gelegenen See rudern.
Das Wikingerhaus verschwindet ein Stück in der Schneewächte
Vorbild Drachenboot?
Wer mit dem Hurtigrutenschiff anreist kann das Wikingermuseum als Ausflugspaket buchen. Dann gibt es neben Vorführungen auch ein typisches Wikingermahl. Lammfleisch mit Brot. Wer dieses Angebot nicht nutzen kann, wo wie wir, der sollte den einzigen Tag, an dem Borg im Winter geöffnet hat, nicht verpassen! Freitag. Uns wäre um ein Haar die Umstellung auf die Sommerzeit zum Verhängnis geworden. Das Museum hatte nur noch wenige Minuten geöffnet! Also schnell hinein!
Am Kopfende des Langhauses saß der Häuptling auf seinem "Thron"
Im Gebäude werden verschiedenste Handwerkskünste aus der Wikingerzeit vorgestellt und in der Hauptsaison auch vorgeführt. Von der Holzbearbeitung und Holzschnitzkunst, über das Spinnen von Wolle und das Weben von Tuch bis hin zur Lederverarbeitung reicht das Spektrum. Und selbstverständlich darf die offene Feuerstelle nicht fehlen. Allerdings nur zum Kochen. Der Schmied muss draußen werkeln.
Blick in das 83 Meter Länge messende Langhaus, die Gildehalle
Typische Holzornamentik aus der Wikingerzeit
Auch wenn wir keine Wikingervorführungen erlebt haben, so war der Besuch von Borg ein kurzes Eintauchen in die Zeit von vor 1000 Jahren. Der Duft von teergetränkten Holzschindeln, die Rauchschwaden aus der offenen Feuerstelle und die zahlreichen Ausstellungsstücke ließen uns für einen Augenblick in die Zeit von Wiki und den "starken Männern" reisen.
Ulf M Atelier Stamsund
Der Zufall führt uns in die Galerie von Ulf M. im Herzen von Stamsund, einem für die Fischerei bedeutsamen Ort und Anleger der Hurtigrutenschiffe. Schon die Außenfassade des roten Holzhauses ist außergewöhnlich. Eine als nackter Frauenkörper bemalte Gitarre ziert die Giebelseite. Auch der Ausstellungsraum selbst ist kurios und vollgestopft mit Kunst und anderen Dingen. An den Wänden hängen neben zahlreichen Acrylgemälden Zeitungsartikel, die von Ausstellungen des Künstlers von Norwegen bis New York berichten. Ulf M. selbst ist ein lockerer und sehr gesprächiger Mensch. Er stammt ursprünglich aus Trondheim zog aber, wie viele Künstler, zur Ausübung seiner Kunst auf die Lofoten.
Im Gespräch mit dem Künstler Ulf M.
Ulf M. ist Autodiktat und malt seit seinem 10. Lebensjahr. Er bezeichnet seinen Stil als "native style". Er liebt starke Farben und weibliche Formen. Zahlreiche Motive stellen unbekleidete Frauen dar, mal in surrealer Landschaft, mal als Bemalung von Saiteninstrumenten. An Einfallsreichtum scheint es dem Künstler nicht zu mangeln!
Kunst und Krempel auf engstem Raum - die Galerie von Ulf M.
Michael Jackson "Moonwalk" (Ausschnitt)
Auch der Tod des King of Pop ließ Ulf M. nicht ungerührt. Schließlich ist er selbst Komponist und Sänger! Michael Jackson's typischer "Moonwalk" entwickelt sich allerdings unter dem Pinselstrich des Künstlers zu einem Spaziergang ins All! Die Preise für seine Werke wirken auf uns ebenso "astronomisch" (Einschätzung von Laien).
Dame mit Hut in einem Boot
Auf der Homepage von Ulf M. erfährt man etwas mehr über seine Kunst und seine Person. Er hat schon vieles ausprobiert: Altenpfleger, Journalist, Fernsehstar, Inhaber einer Damenboutique in Oslo. Seit 1999 jedoch hat sich das Multitalent auf die bildenden Künste festgelegt. Sein Haus in Stamsund ist Wohnung, Atelier und Galerie in einem. Übrigens: Entgegen den sonstigen Gepflogenheiten schließt Ulf M. sein Atelier ab, wenn das Hurtigrutenschiff anlegt.
Wer mehr über den sympathischen Gewinner des Stamsund International Art Festival des Jahres 2004 erfahren möchte, dem sei folgende Website empfohlen: