Lappland (Sápmi) 2008 |
13.09.2008 - 14.09.2008 |
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Alta
- Alta Museum - Wanderung zum Alta Canyon
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Protest gegen den Alta-Staudamm
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Alta liegt an der Mündung des Alta-Flusses am Altafjord. Alta ist ein Anglereldorado, aber auch Wander- und Kulturfreunde kommen auf ihre Kosten! Das Gebiet des heutigen Alta war schon vor 15.000 Jahren besiedelt. Dies zeigt sich eindrucksvoll an unzähligen Felsgravuren, die man beim Alta Museum bewundern kann.
Der Freiluftbereich des Alta Museum umfasst das Gelände Hjemmeluft und Jiepmaluokta. Hier findet man die umfangreichste steinzeitliche Felskunst Nordeuropas. Die Felsgravuren sind zwischen 6500 und 2000 Jahre alt. Zur besseren Sichtbarkeit wurden die Darstellungen mit roter Farbe eingefärbt. Deshalb werden sie auch "Felszeichnungen" genannt. Die Szenen haben rituelle Bedeutung und geben Einblick in die Welt der ersten Menschen im hohen Norden.
Die Felszeichnungen stellen überwiegend Jagdszenen dar und geben Einblick in
die Welt der Menschen vor 6000 Jahren
Die Zeichnungen liegen zwischen 8 m und 26 m über dem Meer. Die Bilder wurden immer in Felsen geritzt, die der Wasserlinie am nächsten waren. Nach der Eiszeit, als das Inlandeis verschwand, hob sich die Landmasse. Entsprechend liegen heute die ältesten Ritzungen vom Wasser am weitesten entfernt.
Mamarentier mit Babyrentier
Dieses Motiv findet sich im Logo des Museums
Mit Meißeln und Schlagwerkzeugen aus Stein oder Horn wurden die Gravuren in den uralten Metasandstein eingebracht. Obwohl zu den Sandsteinen gehörend, ist der Fels sehr hart und und enthält viel Quartz. Das Behauen war sicher ein sehr mühsames Geschäft!
Das Betreten der Felsen ist verboten. Holzstege führen über das Gelände.
Schattenmensch trifft auf Steinzeitkunst
.... und Boote, Boote, Boote!
Elche und Rentiere, wohin man auch sieht ...
An diesem sonnigen Herbsttag war der Spaziergang über das Freiluftgelände ein sehr schönes Erlebnis. Der Altafjord als Hintergrundkulisse setzte der Szenerie das berühmte "i-Tüpfelchen" auf. Übrigens: die vom Museum herausgegebene Beschreibung des Rundgangs ist sehr hilfreich (im Eintrittspreis enthalten).
Traumlage am Altafjord
Superpanorama
Die Wanderung über die weite Hochebene eröffnet traumhafte Ausblicke
Als weitere "Attraktion" Altas gilt der Sautso-Canyon, Nordeuropas größte und tiefste Schlucht. Es wird angeboten, mit dem Boot auf dem Altaelva in den Canyon zu fahren. Sehr lohnend sei aber auch die Wanderung dorthin. Wir entscheiden uns für letzteres.
Endlich können wir unseren DuMont Wanderführer "Lappland" auspacken. Er beschreibt die Wanderung ab der Gargia Fjellstue bzw. ab dem oberhalb gelegenen "Wanderparkplatz" (nur für 4WD-Autos) . Als Gehzeit sind 4 Stunden angegeben. Nicht, wenn man mit einem Hobbyfotografen unterwegs ist und die Herbstsonne andauernd die herrlichsten Motive vor die Linse zaubert. Wir waren natürlich viel länger unterwegs.
Zeit ist ein relativer Begriff!
Fjellbirke im Herbstkleid
Die Strecke ist gut markiert - wir hatten lediglich einmal eine kleinere Orientierungsschwierigkeit. Im Herbst kommt man beinahe trockenen Fußes durch das Terrain, doch im Frühjahr/Sommer dürften sich Gummistiefel als nützlich erweisen. Es geht über Bäche und auch durch Sumpfgebiet.
Spiegelung
Trotz des verlockenden Wetters an diesem Wochenende sind nur wenige Leute unterwegs. Wir können die Ruhe dieser wundervollen Herbstlandschaft in vollen Zügen genießen.
Nachdem wir einen kleinen Fluss überquert haben, nähern wir uns dem eigentlichen Höhepunkt der Wanderung, dem Alta-Canyon. Der Pfad zur Abbruchkante führt ca. 70 m durch einen sehr abschüssigen Birkenhain. Dann stehen wir vor der etwas dürftig gesicherten Kante. Der Altaelva schlängelt sich ca. 300 m unter uns durch die Schlucht. Millionen Jahre der Erdgenese liegen vor uns - für Geologen ein "offenes Buch". Doch leider befindet sich ein Teil des Canyons durch den niederen Sonnenstand bereits im Schatten.
Unser Foto-Tipp: Am Besten zur Mittagszeit am Canyon eintreffen! ☺ ☼
Der Altaelva ist ein ausgezeichneter Lachsfluss. Im Juni herrscht deshalb in der Region Hochkonjunktur. Für die Sámibevölkerung stellt der Canyon eine natürliche Begrenzung ihres Weidegebietes dar und schützt Mensch und Tier vor Störungen durch die "Zivilisation".
Alta Canyon - auch Sautsocanyon nach der gleichnamigen Ortschaft genannt
Dass das längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sollten wir noch erfahren. Der Alta-Canyon hat nämlich bereits durch ein Staudammprojekt ein Stück seiner Ursprünglichkeit eingebüßt. Doch es hätte noch viel schlimmer kommen können! Dies konnte gerade noch verhindert werden...
Bereits 1968 gab es Pläne, den Altafluss und weitere Gewässer der Region aufzustauen. Dem ehrgeizigen Projekt der Energiekonzerne wäre nicht nur der Altacanyon zum Opfer gefallen. Auch das Samendorf Masi wäre in den Fluten versunken. Bereits 1970 formierte sich Widerstand. Anfangs waren es die Sámi, die sich zum Protest vereinten, Hungerstreiks und Landbesetzungen durchführten. Doch bald schon solidarisierte sich die allgemeine Bevölkerung mit der samischen Urbevölkerung, denn schließlich ging die Naturzerstörung alle an. Und mit zunehmender Dauer und Publicity schlossen sich in den achziger Jahren Umweltschützer aus aller Herren Länder der Bewegung an. Der lange Kampf gegen das Staudammprojekt hatte begonnen!
Hermann aus Iggaldas
Letzten Endes konnte der Bau nicht gänzlich verhindert werden, aber die Pläne wurden abgeändert, die Staumauer auf 110 m reduziert und das Samendorf Masi steht heute noch an trockener Stelle! Die Protestbewegung der Urbevölkerung galt übrigens als Auslöser für das neue Selbstbewusstsein der Samen, welches zur Einforderung von mehr Mitbestimmung und schließlich der Gründung des Samenparlaments in Karasjok führte.
An einem Rastplatz am Porsangerfjord spricht uns Hermann an. Er ist Same, 58 Jahre alt und spricht mit uns deutsch. Wir laden ihn auf einen Kaffee ein. Hermann hat viel erlebt, die Welt auf Kreuzfahrtschiffen bereist, aber auch in Fischfabriken und beim Rentierschlachten mitgeholfen. Zur Zeit betreut er die Rastplätze der Gemeinde Lakselv, baut samische Trommeln und begleitet Leute in die Berge. Ein wahrer Tausendsassa und Lebenskünstler!
Hermann erzählt uns, was seine Familie im 2. Weltkrieg erlebt hat. Sein Vater war im Widerstand, half den Russen und wurde inhaftiert. Die Familie wurde, wie die meisten Sámi aus dem Dorf, von den Deutschen nach Trondheim umgesiedelt. Nach dem 2. Weltkrieg kehrten sie zurück, auch der Vater. Er selbst kam erst nach dem Krieg auf die Welt, aber die Kriegserlebnisse prägten seine Kindheit maßgeblich.
Hermann erzählt uns von der Protestbewegung gegen den Altastaudamm in den 80-iger Jahren des 20. Jhds. Auch er lebte monatelang unter widrigen Umständen bei eisigen Temperaturen im Camp der Widerstandskämpfer. Zum Schutz vor Eis und Schnee gruben sich die Leute Eishöhlen. Beim Erzählen entdecken wir ein Leuchten in seinen Augen - ein stolzer Same und ein politisch aktiver Mensch!
Das Nordlicht ist eines der besonderen Lichtphänomene, die im Norden so faszinieren. Seit alters her hat das Nordlicht die Menschen beschäftigt, Staunen und Ehrfurcht, aber auch Angst in ihnen hervorgerufen und in den Mythen der Inuit, der Samen und kanadischen Indianer eine Deutung erfahren. Einige glaubten, das Nordlicht sei die Ankündigung von Krieg oder Pest. Die Samen Nordskandinavien hielten das Nordlicht für die Seelen ihrer Verstorbenen, die ihnen in den klaren Polarnächten zuwinkten. Das Nordlicht weckt auch heute noch in den Menschen ein beklemmendes Gefühl und fesselt und fasziniert zugleich. Es wirkt außerirdisch und fern. Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass das Nordlicht lautlos ist und nicht stillsteht, sondern wie ein Schleier im Wind am Himmel auf und ab tanzt.
Das Nordlicht - Tanz der Ahnen oder nur ein Naturphänomen?
Aurora borealis
In Alta kann man die Polarlichter sehr gut beobachten, denn Alta liegt auf dem Nordlichtoval, das den geomagnetischen Nordpol ringförmig umgibt (siehe Grafik unten). In Alta wurde 1899 das weltweit erste Nordlichtobservatorium errichtet. Hier tanzt das Nordlicht bei klarem Wetter fast jede Winternacht am Himmel.
Auch in Deutschland kann man es durchschnittlich einmal pro Jahr beobachten. Mit abnehmender geografischer Breite sinkt jedoch die Wahrscheinlichkeit, ein Polarlicht sehen zu können.
Bei uns in Franken haben wir es noch nicht gesehen.
Aurora borealis - gesehen am Campingplatz in Alta
Heute
weiß man, dass das winterlich-nächtliche Schauspiel mit den Aktivitäten der
Sonne zusammenhängt. Die Sonne stößt ständig einen Partikelstrom aus, den man
Sonnenwind nennt. Er weht mit durchschnittlich
Auch wir durften in Alta Zeugen dieses Naturschauspiels werden. Trotz frostiger Temperaturen hielten wir es lange draußen aus, um wie gebannt in den Himmel zu starren. Uwe gelang zudem, dieses irreale Schauspiel mit der Kamera einzufangen.
Nordlichter
treten hauptsächlich in den Polarregionen auf, denn die
Sonnenwindteilchen werden vom Magnetfeld der Erde entlang der
Magnetfeldlinien zu den geomagnetischen Polen gelenkt. Dort verläuft das
Magnetfeld senkrecht zur Erdoberfläche, und die Teilchen können in die
Atmosphäre eintreten.
Die Häufigkeit der Polarlichterscheinungen hängt von der Sonnenaktivität ab.
Nähere Infos gibt es z.B. unter
www.northern-lights.no.
Sonnenwindpartikel treten über die polaren Trichter ein.
Alta befindet sich direkt am Nordlichtoval und ist somit ein guter Beobachtungspunkt für diese Naturschauspiel.
Nordlichtoval
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