Nordirlandkonflikt |
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Allgemeine Informationen - Black Taxi Tour - Peace Walls - Murals - Bobby Sands - Falls Road Wall - |
Nordirland
Belfast
Irland
Der Nordirlandkonflikt beherrschte die nordirische Politik der Jahre 1969 bis 1998. Seine Wurzeln liegen jedoch, so Tom unser Black-Taxi-Fahrer, "hundred years back", also weit in der Vergangenheit des Landes. Es handelt sich bei dem Konflikt um einen Identitäts- und Machtkampf zwischen den zwei Bevölkerungsgruppen in der nach der Unabhängigkeit der Republik Irland 1920/22 britisch gebliebenen Provinz Nordirland. Also ein Konflikt zwischen den englisch- und schottischstämmigen, unionistischen Protestanten und den überwiegend irisch-nationalistischen Katholiken.
Der Bürgerkrieg ist vorbei, Nordirland lebt in Frieden - so weit die Theorie. Tatsächlich ist der Konflikt noch ungelöst und die Spannungen bestehen weiter. Deshalb reißt auch niemand die Mauern ("peace walls") ein, die während der "Troubles" errichtet wurden. Mauern, wie man sie auch in Israel antrifft ...
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Fürther Nachrichten, 23.06 2011
Panzerwagen der britischen Polizei in Belfast (Foto: AP) (Quelle: AP)
In Belfast, der Hauptstadt von Nordirland, haben sich in der Nacht zum Mittwoch zum zweiten Mal in Folge Protestanten und Katholiken schwere Straßenkämpfe geliefert. Rund 700 Menschen bewarfen sich mit Flaschen und Steinen, mehrere Schüsse fielen, berichtete die Polizei. Ein Pressefotograf geriet dabei zwischen die Fronten und erlitt Schussverletzungen am Bein. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort und setzte unter anderem Wasserwerfer ein, um die Gegner auseinander zu bringen.
Die jüngsten Straßenkämpfe in Belfast werden von der Polizei als die schwersten seit Jahren bezeichnet. Am Vortag waren sie von der radikalen protestantischen Gruppe UVP (Ulster Volunteer Force) begonnen worden.
Spiegel Online bietet einen interessanten Video-Bericht. http://spon.de/veXbS
08.01.2013 Zeit Online schreibt:
Die Krawalle in Belfast zeigen: Der Frieden in Nordirland ist
brüchig. Hinter dem Streit über die britische Flagge steckt mehr als die Wut von
Fanatikern.
Die Proteste im nordirischen Belfast gingen am Montagabend bereits in ihre
fünfte Nacht. Wieder zogen zornige probritische Loyalisten vor das Rathaus, wo
der Stadtrat tagte. Sie fordern, die Abgeordneten mögen ihre umstrittene
Flaggenentscheidung rückgängig machen. Die Demonstranten wollen, dass die
britische Flagge, der Union Jack, wie seit mehr als 100 Jahren weiterhin täglich
über dem prachtvollen Bau aus viktorianischen Zeiten flattert ...
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/Nordirland-Flagge-Protest
Eine sehr empfehlenswerte Tour ist die Fahrt mit dem Black Taxi zu den "peace walls" oder "peace lines", die protestantische von katholischen Wohnvierteln trennen. Das ist keine gewöhnliche Taxifahrt! Die Fahrer zeigen zum einen die markantesten Mauerstrecken. Sie geben aber auch, teils aus der Sicht von Betroffenen, Hintergrundinformationen zu den "Troubles" und zu den verfeindeten Gruppen. Eine unvergessliche Fahrt - und nach wie vor beklemmend! Auch wenn die Stadt selbst sich von diesem Image lösen möchte, für Touristen ist die Peace Wall, wie in Berlin die Mauer, ein Stück erlebbare Geschichte.
Als Friedenslinien oder Friedensmauern werden die bis zu 8 Meter hohen Stacheldraht bewehrten Barrieren bezeichnet, die in nordirischen Städten, insbesondere in Belfast, die Wohngebiete irischer Nationalisten und britischer Unionisten trennen.Tom, unser (katholischer) Fahrer fährt uns zu markanten Punkten dieses beeindruckenden Bauwerkes. Wer genau hinsieht, kann die Schlöte und Giebel der Häuser auf der "anderen Seite" der Mauer erkennen.
Fahrt entlang der "Peace Wall"
Wer möchte, kann sich an der Mauer mit seinen Wünschen und Gedanken verewigen. Ehernsache, dass wir das auch tun.
Tom, Taxifahrer in Belfast - Katholik
Wir verewigen uns an der Peace Wall
Tom ist Jahrgang 1965, er wuchs also in den berühmtberüchtigten Zeiten der "troubles" mitten in Belfast auf. Warum fährt er Touristen an diese Orte? Er möchte informieren und er hat den Wunsch, dass sein Sohn, anders als er in seiner Jugend, sich ohne Gefahr in der gesamten Stadt bewegen kann und dass er auch jede Schule besuchen kann, ohne Ansehens der Konfession! Auch das war im Belfast seiner Kindheit nicht möglich!
Wie man hier eindrücklich erkennen kann, müssen sich diese Hausbewohner (nach wie vor) vor Steinwürfen und dergleichen schützen! Insofern sind die Zäune auch ein Stück Schutz der Bewohner vor den "Angriffen" gegnerischer Gruppen. Man fühlt sich dabei schon sehr wie in einem Vogelkäfig oder einer Volière!
Auf der anderen Seite der Mauer
Überall gibt es Orte der Trauer und des Gedenkens! Tom berichtet, dass es zwischenzeitlich auf beiden Seiten 3.800 Tote zu beklagen gibt. Darunter viele Frauen und auch Kinder.
Einer von mehreren Plätzen des Erinnerns - zivile Opfer!
Tom ist betroffen, wenn er die Geschichten erzählt!
Leider war die Rolle der Polizei nicht unparteiisch, weshalb sich insbesondere die Katholiken nicht beschützt fühlten, sagt Tom. Was dann wieder zu Gewaltbereitschaft und Gewalt führte. Eine Spirale der Eskalation.
Eine Glasscheibe trennt uns von der Fahrerkabine
Gate
Eine der Durchfahrtstellen zwischen dem katholischen und dem protestantischen Viertel. Bis zum heutigen Tag werden die Tore nachts geschlossen! Ein wahrlich brüchiger Frieden.
Nicht gerade zimperlich sind die "murals", politisch motivierte Wandgemälde, die man insbesondere in der Shankill Street, der Davis Street, der Hopewell Street und der Falls Road antrifft. Der Anblick alleine schürt Aggressionen. Kein Wunder, denn auf beiden Seiten gab es neben den "politischen Kräften" teils paramilitärische Kampfgruppen, wie z.B. die UDA und die UFF (siehe Bild rechts).
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Klassische Symbole der "Unionisten" sind das Andreaskreuz (rotes Kreuz auf weißer Fahne) und der britische "Union Jack".
Gebäude am Hopewell Crescent
Oftmals geht es um Haft, Kasernierung und den Wunsch nach Freiheit (für Inhaftierte etc.).
Die Rote Hand von Ulster
Die Rote Hand hat in der irisch-gälischen Geschichte eine lange Tradition. Doch auch die "Loyalisten" beanspruchen dieses Symbol für sich. Zuletzt die UDA, die Ulster Defence Association, eine terroristische Gruppierung, die sich 2007 aufgelöst haben soll.
Mural an der Hopewell Street (Protestantische Unionisten)
Krieger in Siegerpose
An Helden und symbolträchtigen Wandmalereien herrscht also wahrlich kein Mangel. Die Protestanten verehren insbesondere den in Holland geborenen, zum König über England und Schottland gekrönten König Wilhelm III. von Oranien. In der legendären Schlacht am Boynefluss besiegten die englischen Protestanten den von den Iren und Franzosen gestützten katholischen König James II, vormals König von England, Schottland und Irland. Dieses aus Sicht der Protestanten ruhmreiche Ereignis wird - bis zum heutigen Tage - durch historische Festumzüge des "Oranierordens" durch die Straßen Belfasts gefeiert. Und gibt regelmäßig Anlass zu Protesten und Gewalt, zumal die Umzüge auch durch katholisches Gebiet führen.
Robert Gerard "Bobby" Sands (9 March 1954 – 5
May 1981) ist tragische Symbolfigur der Irish Republican Army (IRA). Mehrfach
inhaftiert, starb er nach 66 Tagen Hungerstreik.
Die IRA Häftlinge, zu deren Sprecher er im Gefängnis Maze erkoren wurde,
protestierten, dass sie nicht als politische Häftlinge anerkannt wurden. Sie
mussten Häftlingskleidung tragen und Häftlingsarbeit leisten. Dagegen wandten
sich die IRA-Häftlinge in verschiedenen Aktionen und auch durch Hungerstreiks.
Bereits in Haft einsitzend, wurde Bobby Sands in das Unterhaus gewählt, hatte
also Abgeordnetenstatus. Dennoch starb er in Haft. Dem Trauerzug wohnten
100.000 Menschen bei. Bobby Sands ist bis heute einer der bekanntesten Akteure
der irisch-republikanischen Bewegung und eine Figur von hoher Symbolkraft.
Bobby Sands Wandgemälde an der Falls Rd Ecke Sevastopol St
Die Mauer findet man in der Divis St (Verlängerung der Falls Road) an der Kreuzung Albert Street/Northumberland Street. Brendan Hughes war ebenfalls ein politischer Gefangener der IRA. Er weigerte sich, Häftlingskleidung zu tragen und wickelte sich nur in Decken. Diese Aktion wurde als "Blanket Protest" bekannt und fand zu Zeiten von Premierministerin Margaret Thatcher, der "eisernen Lady" statt.
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Lohnende Seite mit Ortsangaben: http://www.belfast-murals.co.uk/
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Stand: 11.01.13 |