Norwegen - ein Wintermärchen |
||
Von unserer Lapplandreise im Herbst 2008 wussten wir bereits: wer mit dem eigenen Fahrzeug in den hohen Norden reisen möchte, muss über Zeit und Sitzfleisch verfügen. Doch was erwartete uns im Winter auf Norwegens Straßen? Darüber lasen wir sehr Widersprüchliches! Deshalb waren die zentralen Fragestellungen für diese Reise die Tagesetappen, die Wintertauglichkeit unseres Autos und die Unterkünfte. Uns standen 4 1/2 Wochen zur Verfügung. Insgesamt waren wir 6253 km mit dem PKW und 2300 km mit dem Hurtigrutenschiff unterwegs. Hinzu kommt noch die Fährschifffahrt Kiel - Oslo - Kiel mit der Colorline. Übernachtet haben wir unterwegs in Jugendherbergen und in Hütten auf Campingplätzen. Auf den Lofoten hatten wir uns für mehrere Tage eine Rorbuhütte gemietet. Wir können diese Kombination allen Winterreisenden "wärmstens" empfehlen!
Stationen unserer Reise
Kirkenes
Inari
Kautokeino
Hammerfest
Lofoten
Trondheim
Atlantikstraße
Ålesund
Bergen
Oslo
Alta
Im Winter sind, genauso wie in Deutschland, Sommerreifen verboten. Man darf Winterreifen mit oder ohne Spikes (norwegisch Piggdekk) benutzen, auch Ganzjahresreifen sind erlaubt. Winterreifen müssen mindestens 3,0 mm Profil haben.
LKW sind die Könige der Landstraßen - auch in Norwegen. Sie interessiert kein
Gegenverkehr!
Eis!
Gelaugt wird meist nur auf Schnellstraßen in der Nähe größerer Orte. Gestreut wird selten. Insbesondere kann es nach Schneefällen durchaus, gerade auf Nebenstraßen, einige Zeit dauern, bis der Winterdienst ausrückt. In manchen Gegenden muss man mit Kolonnenverkehr rechnen. Das heißt, dass man hinter dem Schneepflug herfährt. Haben wir selbst allerdings nicht erlebt! Dagegen waren die zahlreichen Winterbaustellen wegen des Ausbaus der E6 ein echtes Geduldspiel. 50 oder 60 km/h waren dann häufig unsere Reisegeschwindigkeit!
Doch auch ohne Baustellen kommt man im Winter nur langsam voran. Die Straßen sind oft spiegelglatt. Durch die Sonne angewärmt, gefrieren sie über Nacht zu holperigen Eisbahnen. Besonders spannend wird es, wenn sich sonnige und beschattete Straßenabschnitte abwechseln. Unser Tipp: nehmen Sie sich Zeit!
Natürlich auch wegen der Lieblingstiere aller Nordlandreisenden, der Elche! Die meisten Wildunfälle passieren in den Morgenstunden oder in der Dämmerung. In diesem Zeitraum sollte besonders aufmerksam gefahren werden. Viele LKW haben ihre Kühlerhauben mit so genannten "Elchgittern" geschützt. Sie werden wissen, warum ...
Spikes
Spikes sind vom 1.November bis 15. April gestattet. In Nordland, Troms und Finnmark sind Spikes zwischen dem 15. Oktober und dem 1. Mai zugelassen. Wo Witterung und Straßenverhältnisse es erfordern, ist der Gebrauch von Spike-Reifen auch außerhalb dieser Zeiten erlaubt. Manche Städte, z.B. Oslo und Trondheim, verlangen eine zusätzliche Nutzungsgebühr für Autos mit Spikes.
Wir machten die Erfahrung, dass man auf Hauptstraßen mit einigermaßen neuen Winterreifen gut durchkommt. Man sollte aber für Steigungen und Nebenstecken unbedingt schnell montierbare Schneeketten dabei haben!
Der Winterdienst, der sehr gute Arbeit leistet, kann nicht überall gleichzeitig räumen.
Uwe will's wissen - Nebenstraße auf den Lofoten
Jetzt wird es ernst - Schneeketten aufziehen!
Die Schaufel war auch eine gute Investition. Lawinenschaufeln, erhältlich in guten Bergsportgeschäften, sind leicht und man kann sie gut verstauen.
Bei unseren Vorbereitungen haben wir immer wieder Berichte
gelesen, die uns beinahe Angst gemacht haben. Man muss nicht alles zu ernst
nehmen. Unser X-Trail hatte z.B. keine Probleme beim Starten. Die
Batterie war 2 Jahre alt. Um Ostern lagen die tiefsten Temperaturen nachts
bei ca. -15°C. Auch in unseren
Breitengraden lagen die Temperaturen letzten Winter unter -20°C.
Scheibenreiniger namhafter Hersteller, mit
verlässlichen Temperaturangaben, waren ok. Wir verwendeten keine
Spezialrezepturen.
Die Türschlösser und Gummidichtungen haben wir vor Antritt der Fahrt gereinigt und mit Pflegemittel von SONAX behandelt.
Eher problematisch war das Vereisen der
Radkästen. Wenn
tagsüber der Schnee auf den Straßen antaut, setzt er sich als
Schneematsch in den Radkästen fest und friert dann über Nacht fest. Man sollte
die Radkästen regelmäßig freiklopfen. Dieses Problem hatten auch andere namhafte Automarken.
Die Dachbox hat sich bewährt. Im Winter benötigt man ja doch einiges mehr an Equipment (Ski, Schuhe, Schneeschuhe, Schaufel ...). Die Fahrzeughöhe muss man jedoch im Blick behalten! Sie spielt bei der Fähre eine wesentliche Rolle. Die Fähranbieter messen die Höhe zwischenzeitlich exakt mit fest installierten Messgeräten. Wir haben bereits zuhause das Auto so beladen, dass wir die Box vor der Fähre im Fahrzeuginneren verstauen konnten. Der/die Beifahrer/in muss dann ggf. zu Fuß an Bord gehen. Das erspart den Höhenzuschlag.
Das Tankstellennetz ist relativ dicht. Aber ...
Wo ist die nächste Tankstelle?
Eine Tankstelle ohne Diesel? So etwas passiert tatsächlich!
... am Inarisee ist es doch tatsächlich passiert, dass der Diesel bei der Tankstelle ausgegangen war. Ärgerlich, wenn man deswegen in echte Bedrängnis gerät. Deshalb: Ersatzkanister mitnehmen und regelmäßig Sprit nachfüllen!
Vielen Dank für den netten Hinweis!
Wir sind lieber mal die 25km nach Inari zurückgefahren und haben den Tank gefüllt, bevor es auf einsamen Pisten weiter ging.
http://www.vegvesen.no/en/Home
Website der staatlichen Straßenverkehrsbehörde mit aktuellen Hinweisen - in Englisch
http://www.visitnorway.com/de/
Das offizielle Reiseportal für Norwegen
Gut informiert und angemessen ausgerüstet, steht einer Reise in den Norden Norwegens nichts mehr im Weg.
Nord Norge Tor an der E6